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"Wer Bögen sagt, hat keine Ahnung."

Patrick Panski ist seit drei Jahren im Außendienst bei Druckhaus Sportflieger tätig. Das Interview mit Patrick entstand auf der Rückfahrt vom Dürmeyer Open House, ganz im Stil eines Podcasts. Wir haben die Gelegenheit genutzt, um nicht nur Patrick kennenzulernen, sondern auch einen spannenden Einblick in die Druckbranche zu bekommen. Lernen Sie Patrick unbefangen kennen und erfahren Sie mehr über seine Arbeit und seine Leidenschaft für die Druckindustrie!

Patrick, warst du eigentlich schon immer im Druck tätig?

Ich bin nach meinem Studium in eine Druckerei gekommen, die hauptsächlich Bücher gemacht hat. Danach habe ich noch ein bisschen was anderes im Druck gemacht, einerseits in einer Design-Druckerei und andererseits in einer Rollen-Offsetdruckerei, wo hauptsächlich Magazine produziert wurden. Das Thema Buch hat mich immer am meisten fasziniert, gerade wegen der Komplexität. Ich bin der Meinung, es gibt nichts, was komplexer ist. Das Produkt Buch ist im Druckgewerbe das Maximum.

Wie lange bist du schon in der Branche?

Ich habe 2012 meinen Abschluss gemacht, also 12 Jahre.

Du bist im Außendienst bei Druckhaus Sportflieger tätig. Wie bist du eigentlich zu den Sportfliegern gekommen?

Es war leider keine „coole“ Geschichte. Die Firma, bei der ich vorher war ist insolvent gegangen. Es war und ist leider in der Druckbranche eine schwierige Zeit. Aber ich wurde gut und gern bei den Sportfliegern aufgenommen, weil für mich die Ausrichtung zum Buchdruck schon immer da war. Bis dahin hatte ich gute Erfahrungen gesammelt, war bei einem der besten Produzenten in Deutschland beschäftigt. Der Kreislauf führte mich wieder zu den Leuten, bei denen ich nach meinem Studium gearbeitet habe. Mit vielen, mit denen ich angefangen habe, arbeite ich jetzt wieder zusammen. Ein starkes Team und sehr viel Know-how!

Ich sehe uns auf einer besonderen Position, da wir mit die schönsten Bücher Deutschlands machen. Bücher, die bei uns gedruckt wurden, wurden zum Beispiel von der Stiftung Buchkunst prämiert. Wir können uns einreihen zwischen den Besten der Branche.

Und vor allem freue ich mich, bei einem jungen, aufstrebenden Unternehmen zu sein.

Bei der Release Night der schönsten deutschen Bücher

"Ich sehe uns auf einer besonderen Position, da wir mit die schönsten Bücher Deutschlands machen."

Was sind denn deine Aufgaben im Außendienst? Das umfasst sicherlich mehr als nur zu Kunden fahren und nett quatschen.

Oft ist es so, dass die Kunden auf uns zukommen mit einem brennenden Wunsch, und ich versuche, diesen Wunsch so gut es geht zu erfüllen und zu beraten, was technisch möglich ist. Das ist ein sehr großer Aspekt des Außendienstes, dass wir ein großes technisches Verständnis haben, auch wenn wir wahrscheinlich nie selbst solch komplexe Maschinen bedienen könnten. Wir wissen, was technisch geht und können das in ein großes Konzept einbauen und ein Produkt daraus entstehen lassen.

Unsere Arbeit ist hauptsächlich im Vorfeld: Kunden zu Papier, Materialien, Veredelungen und Druck zu beraten und das Bestmögliche herauszuholen, das für alle Seiten passt. Die Arbeit endet, wenn wir einen Auftrag haben. Dann kommen meine sehr geschätzten Kolleg:innen vom Innendienst ins Spiel. Ich komme vielleicht noch einmal zum Tragen, wenn das Produkt fertig ist, um mit dem Kunden ins Gespräch zu kommen, ob alles schön ist, ob er zufrieden war und was man vielleicht besser machen kann. Ich stehe für die Qualität der Firma und verkaufe nur Produkte, für die ich selbst einstehen kann.

Und deswegen macht es so viel Spaß. Ein Künstler, der vielleicht vom Buchdruck nicht so viel Ahnung hat und dann sagt "Guck mal, so habe ich mir das vorgestellt, wie können wir das machen?“, findet bei uns im Außendienst von Druckhaus Sportflieger die richtigen Ansprechpartner. Am Ende ist es egal, ob es der große Verlag ist, der nicht alles wissen kann, oder der kleine Künstler von nebenan, der mal 2000 Bücher für sein Lebenswerk produziert.

Würdest du dann sagen, dass ihr als Außendienstler diesen ganzen Erfahrungs- und Wissensschatz habt und helft, Visionen zu verwirklichen?

Total klar, auf jeden Fall. Das ist ja wirklich teilweise deren Lebenswerk. Die haben vielleicht ein Jahr oder ein ganzes Leben daran gearbeitet, und wir machen da in zwei Wochen ein Buch draus. Wir haben nur einen kleinen Teil daran, aber für die sind die Kosten natürlich auch wahnsinnig, und da probieren wir, das Beste herauszuholen. Auch wenn das Budget nicht das größte ist, versuchen wir trotzdem, ein schönes Buch daraus zu machen.

"Wer Bögen sagt hat keine Ahnung."

Wenn man so tief drin steckt, in der Materie, wie du, ist es dann nicht schwer, die Vorstellungen der Kunden dann genauso zu übernehmen, wenn sie selbst vielleicht vom Buchdruck und Bindung nicht sehr viel Ahnung haben?

Man könnte eigentlich sagen, auch wenn wir zu einem sehr großen Teil Industriekunden und Verlage beraten oder für diese arbeiten, haben wir ja genauso Kunden aus Kunst und Kultur, die eben keine Profis sind, aber für die wir auch schöne Bücher machen.
Aber man merkt das ziemlich schnell, zum Beispiel wenn jemand Bögen sagt. Wer Bögen sagt, hat keine Ahnung.

Was meinst du denn mit „Wer Bögen sagt, hat keine Ahnung“?

Wer Bögen sagt, hat keine Ahnung, was Druckbogen heißt. Bogen ist in der Mehrzahl auch Bogen¹. Das lernt man in der Ausbildung oder im Studium. Wenn Profis sprechen, sagen sie Druckbogen. Bögen haben eher was mit Architektur zu tun.

Aber lieber Kunden, die Ahnung haben oder die keine Ahnung haben?

Ich habe lieber Kunden. (lacht) Also ich berate gern Kunden, die wenig oder keine Ahnung haben.

Und wenn du sagst, du betreust auch gerne Kunden, die keine Ahnung haben, was gibt dir das? Lernst du dabei auch selbst noch etwas?

Meistens ist es der kreative Prozess, weil die Kunden sehr unvoreingenommen an das Thema Buch herangehen. Das Thema Buch ist im Druck das komplexeste und erklärungsbedürftigste Produkt, das man herstellen kann. Es gibt nichts Komplizierteres, vielleicht eine sehr komplizierte Verpackung, aber das Buch ist schon ganz ähnlich oder vielleicht sogar noch komplexer, da es aus so vielen verschiedenen Teilen besteht und verschieden gebunden werden kann. Papier ist ein kleiner Teil davon. Da geht es schon los mit den Bogen und so weiter. Allein dieser kleine Teil vom Buch ist so erklärungsbedürftig.

Patrick Panski (links) bei Dürmeyer

Du hast ja nun einige Erfahrungen in der Branche gesammelt und hast auch innerhalb von Deutschland viele Personen kennengelernt. Ist es denn eine große Branche? Was schätzt du, wie viele Leute in Deutschland im Druck tätig sind, speziell im Buchdruck?

Das ist schwer zu sagen, wahrscheinlich einige Tausend². Es gibt viele Unterschiede, je nach Bereich, zum Beispiel Bogen-Offsetdruck oder Rollen-Offsetdruck.

Ich denke auch, dass da einerseits lokal das Personal ausgetauscht wird zwischen Unternehmen, die nah dran sind, aber auch in Deutschland. Ich habe in Berlin, Brandenburg und Bayern gearbeitet. Ich sehe immer wieder die Leute, nicht nur aus den Druckereien, in denen ich gearbeitet habe, sondern auch die Zulieferer, die Papierlieferanten, die Buchbinder usw. Alles wirkt wie Familie.

So wie ein Klassentreffen.

Ja genau. Deswegen gehe ich auch auf solche Veranstaltungen wie bei Dürmeyer immer wieder gern. Langfristig bleiben die Leute in der Branche. Selbst wenn jemand vom Druck weggeht, arbeitet er vielleicht als nächstes beim Papierhändler. Eine ehemalige Kollegin habe ich wieder getroffen, die jetzt beim Papierhersteller arbeitet. Die Leute haben alle eine Leidenschaft für das Thema Papier, Haptik und Optik.

Wie denkst du, wird sich die Branche entwickeln?

Ich denke, es wird in die Richtung gehen, so viel zu produzieren wie man braucht, weniger lagern, eher on-demand. Auf der anderen Seite wird die Qualität der Bücher wichtiger. Wenn ich mir ein Buch kaufe, soll es ein schönes sein, mit einem schönen Einband und farbig. Gerade Taschenbücher und Romane. Wenn ich fliege, ist ein eBook praktisch, aber wenn ich ein Fan bin, kaufe ich das Hardcover und es darf veredelt sein und teurer sein. Etwas zum Sammeln.

Wie man jetzt Platten kauft.

Genau wie eine Platte. Die Wertschätzung geht in diese Richtung. Außerdem wird es mehr und besseren Digitaldruck geben. Da wird sich sicherlich auch an der Verarbeitung noch etwas entwickeln. Momentan ist alles noch eher auf Offsetdruck gemünzt, aber unsere Partner machen auch Bücher in kleineren Auflagen.

Mit der Erfahrung, die du jetzt hast und dem Wissen, was denkst du, könnten wir besser machen in der Druckbranche und bei Druckhaus Sportflieger?

Also auf jeden Fall muss viel Aufklärung passieren, was das Thema Nachhaltigkeit betrifft. Alle wollen nachhaltiger und umweltfreundlicher werden und glauben, dass die Sachen, die auf dem Server liegen, das sei umweltfreundlicher. In Wahrheit ist es aber oft viel schädlicher, wenn wir alles auf online umstellen.
Das wissen die Leute nicht. Da muss man deutlich aufklären. Es macht mehr Sinn, etwas zu drucken, gerade Dinge, die Bestand haben sollen über Jahrzehnte.

Und was bedeutet das für die Sportflieger, deiner Meinung nach?

Wir machen keine Pizza-Zettel und "Ich kaufe dein Auto"-Visitenkarten. Das ist auch wichtig aber Bücher sind Produkte mit extrem langer Lebensdauer, gerade in Deutschland. Das ist das Nonplusultra.

"Langfristig bleiben die Leute in der Branche. Selbst wenn jemand vom Druck weggeht, arbeitet er vielleicht als nächstes beim Papierhändler."

Noch einmal zu deinem Statement "Wer Bögen sagt, hat keine Ahnung." Klingt etwas negativ, aber du meintest ja, das ist es nicht. Kannst du das noch mal zum Abschluss erklären?

Unter den Profis, die auch die Fachbegriffe beherrschen, merkt man sehr schnell im Gespräch mit Kunden, wenn da jemand das genauso lange macht oder intensiv studiert hat wie man selbst.
Auf dem technischen Level. Anhand solcher Begriffe kannst du sehr schnell herausfinden, ob derjenige den Hintergrund hat oder vielleicht doch eher an die Hand genommen werden muss. Aber das machen wir auch gerne.

Und wenn jemand "Bögen" sagt, was ist deine Antwort?

Natürlich mit Humor; dann erklären, dass die Mehrzahl Bogen ist. Ich erzähle auch gerne Anekdoten. Es gibt viele verschiedene Aspekte im Druck.
Zum Beispiel: Ein Blatt hat zwei Seiten. Viele kommen und sagen ein 30-Blatt-Buch oder so etwas. Oder ein Buch mit 44 Doppelseiten. In der Branche redet keiner von Blättern, sondern immer von Seiten. Es kann nicht sein, dass jemand kommt und sagt, ich möchte das einseitig haben. Natürlich können wir einseitig bedrucken, aber ein Blatt wird immer zwei Seiten haben. Ein einseitiges. Buch oder drei Seiten, das geht nicht. Das ist technisch und logisch nicht möglich.
Aber dafür sind wir ja dann wieder da, im Außendienst oder Innendienst. Wir erklären, dass es Bogen sind, und Seiten und am Ende, wenn der Kunde dann sein Buch sieht, dann freuen wir uns natürlich auch immer mit.

Anmerkungen:

Die in diesem Interview geäußerten Meinungen spiegeln ausschließlich die Ansichten von Patrick Panski als Privatperson wider und stehen in keiner Weise für das Druckhaus Sportflieger. Die Informationen über die Branche und Kenntnisstände stammen ebenfalls von Herrn Panski und entsprechen seinen persönlichen Einschätzungen.
Das Interview ist nicht gegendert, da es in einem legeren Redefluss geführt wurde; aus Gründen der Authentizität haben wir dies nachträglich nicht angepasst.
¹Laut print.de ist beides möglich, auch wenn Bogen gebräuchlicher ist. Wikipedia sieht dies jedoch anders und bestätigt, dass im Druck der Plural für Bogen auch Bogen ist:
Quellen:
https://www.print.de/thema/druckbogen/
https://de.wikipedia.org/wiki/Bogen_(Bedruckstoff)
https://www.duden.de/rechtschreibung/Druckbogen
² Tatsächlich sind es in Deutschland nur ca. 128.000

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